Univerbierung
Der passive Wortbildungsmechanismus
Andreas Opfermann

Studien zur historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft (SHVS 8)

2016 · Hardcover · 386 Seiten

ISBN 978-3-935536-48-6

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Mit Univerbierung liefert Andreas Opfermann einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des bisher eher stiefmütterlich behandelten Wortbildungsprozesses Univerbierung. Anhand instruktiver Beispiele wird gezeigt, dass es sich bei der Univerbierung um eine passive Art der Lexikonerweiterung handelt, die im Gegensatz zu Derivation und Komposition keinen mechanischen Wortbildungsregeln folgt. Vielmehr wird offenbar, dass Univerbierung nicht synchron und intentional angewandt wird, sondern diachron und graduell verläuft.
Es werden sowohl die Prozesse (Lautwandel, lexikalische Konservierung, Desemantisierung, morphologische Konservierung, Deparadigmatisierung), die bei der Verschmelzung habitualisierter Kollokationen ablaufen, als auch deren Vernetzung herausgearbeitet und die dabei erzielten Effekte (Frequenzeffekte, Kollokationsenge, Grammatikalisierung) anschaulich dargestellt. Neben oft neuen syntaktischen, syntagmatischen, semantischen, etymologischen, morphologischen und phonologischen Erkenntnissen zu den behandelten Fällen von Univerbierung und weiteren Kollokationen und Lexemen werden auch neue Forschungsergebnisse zu textkritischen und interpretatorischen Problemen der lateinischen, griechischen und frühromanischen Philologie sowie zur lateinischen Epigraphik geliefert. Besonders das herangezogene lateinische Kernkorpus, eine hinsichtlich ihrer Sprachwirklichkeit ausführlich kommentierte Sammlung von lateinischen Texten von Plautus bis Augustin, stellt in seiner „diachronen Synchronizität“ eine nützliche Arbeitsgrundlage für weitere methodisch fundierte Studien zum Sprachwandel im Lateinischen dar.
Andreas Opfermanns neue Einsichten beweisen den Nutzen einer intensiven Beschäftigung mit Univerbierung. Neben der Wortbildungsforschung profitieren auch die Etymologie, die klassische Philologie, die allgemeine Sprachwissenschaft sowie die Indogermanistik und Romanistik von dieser Arbeit.
Die dem vorliegenden Band zugrundeliegende indogermanistische Dissertation wurde von der Indogermanischen Gesellschaft als die zweitbeste des Jahres 2015 gekürt.