Wenn der Heulende am Blökenden herumkaut ...
Personennamen, Personennamengebrauch und Verwandtschaftsbezeichnungen bei den Kalmücken
Dittmar Schorkowitz

Beiträge zur Lexikographie
und Namenforschung 4 (BLN 4)

2008 · Kartoniert · 108 Pages

ISBN 978-3-935536-04-2

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Mit den in jüngster Zeit stattfindenden Veränderungen in großen Teilen Europas treten nicht nur altbekannte Landschaften zentraleuropäischer Regionen zwischen Baltikum, Polen und Ungarn aus dem Orbit sowjetischer Schwerkraft erneut in das Interaktionsfeld gesamteuropäischer Bezüge ein, sondern es rücken auch bisher eher randständig wahrgenommene Länder unseres in Nordkaukasien wie am Ural nach Asien angrenzenden Kontinents zunehmend in das Blickfeld interessierter Betrachtung. Dabei wird die Neugier nicht selten durch die Feststellung einer unerwarteten Vielfalt der Kulturen geweckt, die sich unserer Aufmerksamkeit bisher entzogen haben. Zu den weniger bekannten „kleinen“ Völkern dieser östlichen Peripherie gehören die Kalmücken, das einzige mongolischsprachige Volk Europas, das erst vor nunmehr genau 400 Jahren aus den Weiten Zentralasiens nach Südrussland abzog und seither die Schicksale von kultureller Anpassung und Assimilation mit vielen anderen Ethnien dieses Vielvölkerstaates teilt. Solche Prozesse hinterlassen Spuren, auch im Nameninventar eines Volkes. Die vorliegende Studie untersucht in einer Gesamtschau für den deutschen Leser erstmals Gegenwart und Vergangenheit des Gebrauchs kalmückischer Personennamen, wobei den sprachlichen Einflüssen verschiedener Kulturkreise breiter Raum gegeben ist. So wird im geschichtlichen Rückblick genau gezeigt, in welchen Namenformen sich die unterschiedlichen Kultureinflüsse äußern. Buddhistisch-sanskritische und tibetisch-lamaistische Namengebung finden hierbei ebenso Erklärung wie mongolisch-schamanistische Traditionen und migrationsbedingte Turkismen. Gemessen an der Dauer des Integrationsprozesses und der Einzigartigkeit der kalmückischen Kultur für das russländische Europa nehmen selbstverständlich Phänomene der Russifizierung bis hinein in die frühsowjetische Zeit einen besonderen Stellenwert ein. Dabei mag auch den sprachhistorisch interessierten Kulturanthropologen neugierig stimmen, dass eine Reihe von Personennamen erst durch die Anwendung eines eigentümlichen Umgehungsgebotes (Tabu) zustande kommt. Vor allem, weil damit außerdem eine von möglichen Erklärungen für den langstehenden Gebrauch von Verwandtschaftsbezeichnungen bei den Kalmücken gegeben ist, deren Systematik, Struktur und Termini hier gleichsam auf neuestem Stand mitgeliefert werden.

Pressestimmen:

Mit dieser Schrift hat Schorkowitz erneut dazu beigetragen, die wissenschaftliche Literatur über die Kalmyken zu bereichern. Von Interesse dürften die Ausführungen nicht nur für die Onomastik und für die Mongolistik, sondern auch für die Ethnographie als Modell für Untersuchungen bei anderen Ethnien sein.
Stephan Augustin, Zeitschrift für Ethnologie